Objekte in Ostfriesischen Museen

Karte von Tsingtau, 1905, Verleger John Bartholomew (Edinburgh).
Map of Tsingtau, 1905, Publisher John Bartholomew (Edinburgh). https://www.europeana.eu/de/item/9200517/ark__12148_btv1b525089316
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Provenienzrecherchen

zu Objekten in vier Museen in Ostfriesland

im Auftrag der Ostfriesischen Landschaft – Regionalverband für Kultur, Wissenschaft und Bildung


Aus der Lage Ostfrieslands am Meer, der damit verbundenen Seefahrt, dem Handel und der Marine lässt sich erklären, dass sich in den Sammlungen der Region Objekte oder Konvolute aus kolonialen Kontexten finden. Besonders auffällig sind dabei Objekte aus China und insbesondere aus der ehemaligen deutschen Kolonie Jiaozhou (Kiautschou) mit der Hauptstadt Qingdao (Tsingtau).

Das Projekt erforschte die Provenienz von über 600 Objekten, die sich in vier Museen in Ostfriesland befinden: dem Deutschen Sielhafenmuseum Carolinensiel, der Naturforschenden Gesellschaft zu Emden, dem Teemuseum Norden and the Fehn- und Schiffahrtmuseum Westrhauderfehn. Dabei sollten die kolonialen Kontexte der bisher vorwiegend als „Seefahrermitbringsel“ klassifizierten Objekte rekonstruiert und im Hinblick auf problematische Aneignungskontexte untersucht werden.

In Kooperation mit chinesischen Wissenschaftlern wurde in chinesischen und deutschen Archiven recherchiert. Die Ergebnisse des Projektes wurden auf einer Abschlussveranstaltung der Öffentlichkeit präsentiert und die relevanten Bestände online im Kulturerbe-Portal und auf der „PAESE“ Datenbank. Das Projekt wurde vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste finanziert.

Die Untersuchung der Provenienzmerkmale an den Objekten ergab, dass viele als „chinesisch“ beschriebene Stücke tatsächlich aus Japan kamen. Wie wir in Kooperation mit Professor Sun Lixin
von der Shandong University in Jinan recherchierten, handelt es sich zu einem großen Teil um Export- und Massenware sowie Alltagsgegenstände. Da folglich eine Identifizierung individueller Stücke in den Quellen kaum möglich ist, haben wir zu den Voreigentümerinnen und Voreigentümern recherchiert, um über deren Biografien Hinweise auf einen Bezug zu China und die Erwerbung eines Objekts vor Ort zu finden. Mit Ausnahme einiger vor 1840 ausgeführter oder nach 1949 produzierter Objekte wurden alle in kolonialen Kontexten erworben: entweder in der Kolonie Jiaozhou oder in einem anderen Teil Chinas, das um 1900 weitgehend durch die Kolonialmächte beeinflusst wurde. Konkrete Hinweise auf unrechtmäßige Erwerbungen im kolonialen Kontext haben wir nicht festgestellt.

DAS PROJEKT IN DEN MEDIEN

FRANKFURTER RUNDSCHAU 2.3.2021

Andreas Förster: Museen & Herkunft von Objekten: Der neue Blick auf alte „Seemannsmitbringsel“

DAS PROJEKT IN DEN MEDIEN

TV NDR Kulturjournal, 2022 April, 11

„Raubgut oder Mitbringsel? Museen in Ostfriesland erforschen ihren Bestand“

PUBLIKATION

ARTIKEL IN „EMDER JAHRBUCH 2022“

Emder Jahrbuch für historische Landeskunde Ostfrieslands Band 102 (2022)
ISSN:1434-4351

 

ONLINE PUBLIKATION DER ABSCHLUSSVERANSTALTUNG

Hajo Frölich, Beate Schreiber, Provenienz China? Forschungsergebnisse des Projekts in Ost-
friesland: Andratschke / Jachens (Hrsg.), Provenienzforschung zu Sammlungsgut aus kolonia-
len Kontexten (China) in vier ostfriesischen Museen und Kultureinrichtungen, Heidelberg:
arthistoricum.net 2023, S.88-114, https://doi.org/10.11588/arthistoricum.1017.c17051