Kunstsammlung Herbert M. Gutmanns

Auction Catalog, Paul Graupe, Berlin.
The Death of Pappenheim by Hans Makart.

Provenienzforschung zur Kunstsammlung Herbert M. Gutmanns

Herbert M. Gutmann (1879-1942) sammelte Gemälde – größtenteils aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammend –, Mobiliar, syrische Glaskunst, Porzellan, Silber, Skulpturen, Textilien, Bücher sowie ostasiatische und islamische Kunstgegenstände.

Der Herbertshof, Gutmanns Anwesen in Potsdam, wurde umgebaut, um seine Sammlung zu präsentieren. Fotos vom Herbertshof und Katalog zur Auktion bei Paul Graupe geben einen Eindruck davon, wie die Kunstsammlung Herbert M. Gutmanns geschäftliche und kulturelle Interessen widerspiegelte. Die enge Verbindung der Familie zu Dresden und Sachsen wurde in der Zusammensetzung der Sammlung deutlich. Beispielsweise besaß Herbert M. Gutmann Portraits von Pietro Rotari, die für die Ausstattung des Schlosses Pillnitz entstanden waren.

Herbert M. Gutmann interessierte sich stark für die Kultur des Fernen Ostens, für persische, arabische und ottomanische Keramik sowie chinesisches Porzellan. Er war Berater der Abteilung für Islamische Kunst am Kaiser-Wilhelm-Museum in Berlin und stiftete einige Objekte für dessen Sammlung.

Im Herbertshof wurde für die syrische Boiserie, das „Arabicum“, aus dem 18. Jahrhundert ein separater Anbau geschaffen.

Außerdem sammelte Herbert M. Gutmann schottische und englische Portraits. Da seine Mutter in Edinburgh geboren war und er ein passionierter Golfspieler war und er in London gelebt hatte, waren seine Bindungen in den angelsächsischen Raum eng.

Als die Nationalsozialisten 1933 in Deutschland an die Macht kamen, wurde Herbert M. Gutmann wegen seiner jüdischen Herkunft und seines politischen Engagements in der Weimarer Republik verfolgt. Er verlor Aufsichtsratsmandate und damit Einkommen, mußte Anteile an Unternehmen verkaufen und konnte seine berufliche Tätigkeit nur noch eingeschränkt fortsetzen.

Angesichts dieser Situation war er gezwungen, seine Kunstsammlung bei Paul Graupe in Berlin zur Auktion zu geben.

Ausgehend von dieser Auktion recherchiert Facts & Files im Auftrag der Familie Herbert M. Gutmanns, wohin die Kunstwerke gelangten.

Das Wien Museum hat am 31. März 2009 den Enkeln des deutschen Bankiers Herbert M. Gutmann (1879-1942) das Gemälde „Pappenheims Tod“ von Hans Makart übergeben, dessen unentgeltliche Übertragung vom Gemeinderat am 25. Juni 2008 einstimmig beschlossen worden war.

2010 gab der Deutsche Bundestag ein Gemälde Lenbachs mit einem Portrait Bismarcks zurück.

2019 entschied die niederländische Adviescommissie Restitutieverzoeken, 14 Meissner Porzellanobjekte an die Familie Herbert M. Gutmanns zu restituieren.

Ansprechpartner

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Beate Schreiber
FaCTS & FILES
P: +49 (0)30 / 480 986 20
schreiber@factsandfiles.com
Lokapala, China. From the Collection of Herbert M. Gutmann. 1934.

Links

Provenienzforschungsprojekt zu außereuropäischen Objekten in der Sammlung von Herbert M. Gutmann

Das Projekt begann am 1. Februar 2023 und wurde am 31. Januar 2024 beendet. Es untersuchte die Objekte außereuropäischer Herkunft, vor allem Ostasiatika sowie Objekte aus Persien, Syrien, dem Kaukasus, der Türkei und Turkestan. Neben chinesischem Porzellan waren Rollbilder, chinesische Bronzen, Steinzeug, Objekte aus Ton, hölzerne Wandfüllungen aus Japan, japanische Imari-Porzellane, türkische Textilarbeiten, persische Krüge und Ray- bzw. Minai-Schalen in der Sammlung Gutmann. Es wurden vor allem Quellen aus Institutionen ausgewertet, die entweder heute Objekte aus Gutmanns Sammlung verwahren, die an Ausstellungen beteiligt waren, an die Gutmann Objekte verliehen hatte oder von denen diese Objekte erworben wurden. Gleichzeitig wurden die Überlieferungen von Institutionen analysiert, an denen bereits von 1920 bis 1950 Forschungen zu außereuropäischen Objekten betrieben wurden. Dieser Rechercheansatz fokussierte damit auf Quellen, die zeitlich und thematisch im Kontext des Erwerbs oder der Zugehörigkeit außereuropäischer Objekte der Sammlung Gutmanns entstanden sind, beispielweise den Korrespondenzen zu den Ausstellungen 1929 in Berlin und 1931 in London, zu denen Herbert M. Gutmann Objekte verlieh.

Außerdem wurden Informationen zu den bereits vor Projektbeginn bekannten Erwerbern von Objekten aus Gutmanns Sammlung wie Carl Hugo Cords, Gustav Pilster und C.L. David recherchiert.

DAS PROJEKT IN DEN MEDIEN

RBB „Kontraste“ 12. November 2009 21:45 Uhr Raubkunst im Bundestag – Hinterbliebene erhalten Bild zurück

Documentary "Roofkunst & Restitutie"

The art collection of Herbert M. Gutmann was featured in a documentary produced by the Dutch Restitution Committee. The film is online here https://youtu.be/xgMMykOlRsU