Rheinischer Merkur No. 11, March 11, 2004

Rheinischer Merkur No. 11, March 11, 2004

History - A Business, by Benedikt Valendar

Historians offer knowledge as a service
Excerpt in German

Wenn sich Firmen ihrer Vergangenheit stellen, liefern die Wissenschaftler komplette Abhandlungen. Der Blick zurück lohnt sich für beide Seiten.
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Dass sich mit historischen Kenntnissen tatsächlich Geld verdienen lässt, hat auch die Berliner Firma ‚facts and files’ (zu Deutsch: Tatsachen und Akten) bewiesen. 1999 gingen die Geschichtsabsolventen der Humboldt-Universität (HU) Beate Schreiber (32), Jörg Rudolph (38) und Frank Drauschke (33) als Start-up-Gründer an den Start.
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Der erste Auftrag stammte von ihrer früheren Universität. Ludolf Herbst, Professor für Zeitgeschichte an der HU, engagierte die Firma für sein Projekt ‚Geschichte der Commerzbank 1870-1958’. Für ihn fanden sie heraus, in welchen Archiven das vor allem für die Zeit des Nationalsozialismus brisante Material zu finden ist. “Die haben einfach ein Know-How, das wir uns erst aneignen müssen”, erkennt Professor Herbst neidlos an.
[…]

Das Dritte Reich ist zu einem Schwerpunkt von facts and files geworden. In Unternehmensverbänden gelten die Berliner heute als erste Adresse bei wissenschaftlichen Gutachten über mögliche Verwicklungen von Firmen in der Zeit des Nationalsozialismus. Seit 2000 suchen sie für die “Internationale Kommission für Versicherungsansprüche aus der Holocaust-Ära” nach Akten, die Angaben zu Vermögenswerten von NS-Verfolgten enthalten. In einem anderen Auftrag ging es darum, Informationen über Schweizer Bankkonten und Wertpapierdepots von jüdischen NS-Opfern aufzuspüren. Zum Spielfilm “Rosenstraße”, der den Widerstand von Frauen gegen die Deportation ihrer jüdischen Männer behandelt, hat facts and files eine wissenschaftliche Begleitbroschüre erstellt.

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