Mehr als guter Wille ist nötig

24.9.2003, 00:00 Uhr

Rechtsnachfolger fehlen

Dieser Fall mit „Happy End“, den das Nürnberger „Forum für Jüdische Geschichte“ zum Anlass für eine Podiumsdiskussion zum Thema „Raubgut und Restitution“ nahm, ist ein Beispiel für vorbildliches Engagement eines Museums. Die allgemeine Lage sieht anders aus: Bislang wird nur an wenigen Häusern intensiv und konsequent Herkunftsforschung betrieben. In Deutschland haben die rund 5800 Museen die Zahl ihrer hauptamtlichen Provenienzforscher aus Geldmangel sogar noch reduzieren müssen. Die vor eineinhalb Jahren noch sechs Stellen sind inzwischen auf vier in Hamburg, Berlin, Dresden und Frankfurt geschmolzen.

„Die Rückgabe ist oft gut gemeint, aber schwer durchzuführen, weil es nur selten einen eindeutigen Rechtsnachfolger gibt“, betonte Peter Honigmann, Direktor des Zentralarchivs der deutschen Juden, bei der Diskussion im Staatsarchiv Nürnberg. Zwar wurde erst kürzlich eine „beratende Kommission“ zur Rückgabe von NS-Raubgut eingesetzt. Doch ihrer eigentlichen Aufgabe, nämlich in strittigen Fällen zu entscheiden, was mit Raubgut geschehen soll, kann sie erst nachgehen, wenn bereits Vorarbeit geleistet wurde. „Die Provenienzforschung kann den Museen nicht abgenommen werden“, stellte denn auch Kulturstaatsministerin Christina Weiss bei der Kommissionsgründung klar.

Mühsame Suche

Recherchehilfe können Institutionen wie Privatleute neuerdings bei Firmen wie „Facts & Files“ in Berlin bekommen. Deren Gründer Frank Drauschke schilderte bei der Veranstaltung in Nürnberg das mühsame Suchverfahren in Archiven, Ausstellungs- oder Auktionskatalogen.

Mit der Stadt Nürnberg ist er zwar nicht im Geschäft, attestiert Kulturreferentin Julia Lehner, die mit ihm auf dem Podium saß, aber ein im Vergleich zu anderen Städten außergewöhnliches Engagement bei der Erforschung von Raubgut. Dazu gehört nicht nur die Arbeit an der „Stürmer-Bibliothek“ (wir berichteten mehrfach), sondern, wie Lehner erläuterte, auch die Einsetzung eines Runden Tischs mit Vertretern von Stadtbibliothek, Stadtarchiv und den Museen. 200 000 Euro an zusätzlichen Personalkosten stehen in den nächsten zwei Jahren für die Raubgutforschung zur Verfügung. ruf