NS-Raubkunst :
Das Bild gehört meiner Familie

Von Eva Gruberovà
Lesezeit: 7 Min.
Ein Fall mit weitreichenden Folgen: Otto Maier ist Tscheche und 83 Jahre alt. Er überlebte den Holocaust. Aus Deutschland fordert er ein Gemälde zurück, das noch immer im Besitz des Bundes ist.

Kürzlich erschien im DuMont Verlag eine Chronik des Kölner Auktionshauses Lempertz, die vierhundert Seiten umfasst. Der Zeit des Nationalsozialismus sind darin lediglich zehn Seiten gewidmet, über die Versteigerung vom 30. November 1939 erfährt man kein Wort. Dabei ist gerade sie für die anhaltende Debatte über NS-Raubkunst besonders interessant, da eines dieser Werke bis heute im Besitz der Bundesrepublik Deutschland ist - das Gemälde „Adonis wird durch Amoretten zum Lager der Venus geführt“ (Werkstatt von Francesco Albani). Das Bild hängt im Schlossmuseum Wilhelmshöhe in Kassel als Dauerleihgabe des Bundes. „Das Bild gehörte meiner Familie“, sagt Otto Maier. Der 83 Jahre alte Holocaust-Überlebende aus dem tschechischen Karlsbad will es mit Hilfe eines Anwalts zurückfordern. Doch laut dem Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (BADV) lässt sich ein NS-verfolgungsbedingter Vermögensverlust nicht nachweisen. Im Besitz des BADV befinden sich etwa 2300 Kunstwerke, die nach Kriegsende von den Alliierten aufgefunden wurden und deren ursprüngliche Eigentümer nicht ermittelt werden konnten. Bisher entscheidet das BADV allein, ob ein Werk restituiert wird oder nicht.

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